Patient des Monats: Meerschweinchen Schoko

Schoko, weibliches Meerschweinchen, geboren Anfang 2014, hat seit ein paar Tagen eine Schwellung im linken Nackenbereich hinter dem Ohr, groß, prallelastisch, nicht fluktuierend, nicht schmerzhaft.

Ansonsten geht es ihr gut. Sie ist munter und frisst gut. Die Schwellung ist  ziemlich schnell gewachsen.

Allgemeinuntersuchung

Allgemeinbefinden  munter; Schleimhäute rosa; Incicivi Species bedingt gleich lang keine Rillen, Mandibularbogen glatt, Lnn obB; Bauch weich nicht dolent, leicht birnenförmig, Herz auskutatorisch, obB, keine Reibegeräusche an der Lunge festzustellen; Anus trocken, Vaginalbereich obB
Tumor: derb nicht dolent hinter dem rechten Ohr ca. Tischtennisball groß in der Tiefe, schwer abgrenzbar

Tumor an zwei Stellen punktiert dabei ggr. Blut gewonnen.
Mittig, etwas kaudal ist eine schwarze Erhabenheit zu sehen, die leicht verkrustet ist, darauf sind auch Haare eingewachsen.
Mit verdünnter Jodlösung eingeweicht, dabei Krusten gelöst, Haut lässt sich mit Pinzette ablösen.
Sieht aus wie ein von einer Kapsel umhüllt Gebilde, außen Haut. Unter der Haut im gesamten Bereich zu sondieren, blutet dann leicht. Quillt etwas hervor, lässt sich aber nicht herausziehen.

Differenzialdiagnosen

  • Tumor
  • Abszess
  • Lipom

Therapie:
Antibiotisch abgedeckt über einige Tage
Eine Lokale Behandlung wurde vor Ort gemacht

Gegebenenfalls OP, um zu versuchen, Hautinzision über Tumorkapsel, evtl. lässt er sich herauslösen ohne gesamte Haut entfernen zu müssen.
Erhöhtes Narkoserisiko und fragliche Prognose angesprochen
Die Schwellung könnte man pathologisch untersuchen, um festzustellen, ob dies einen bösartigen Ursprung hat.

Tumorentfernung:
vorstellig zur Tumorentfernung
Allgemeinbefinden und Futteraufnahme gut.
Gewicht : 890 gram

Untersuchung:
Allgemeinbefinden recht aufmerksam und lebenswillig
Tumor an der linken Kopfseite, schlecht umfassbar, massiv groß, wächst  fast in das Ohrläppchen rein, ca. Pflaumen groß, Tumor ist aufgeplatzt verkrustet und blutig, riecht eitrig

Lunge auskultatrisch obB; Herz rhythmisch und regelmäßig

Injektionsnarkose

Incisionstellen mit Lokalanästhetikum eingetropft und eingespritzt.

Tumor hautsparend umschnitten, proximal am Schulterbereich schon mit  Muskelpartie verwachsen, aber sonst  gut heraus präparierbar, Schichtweise adaptiert, Ohrläppchen eingespart, mäßiger Zug  am Gewebe

Therapie:

Antibiose und Schmerztherapie

Bird Bene Bac 3 x täglich 1 /3 Tube über 4 Tage

Critical Care dazu füttern falls nicht selbständig frisst

Kontrolle  1 Tag nach OP und  Fäden ziehen in 10 Tagen

Ein Tag nach OP war Schoko sehr fit. Mit dem Fressen klappte es nicht so gut, aber dies lag vermutlich an der Trennung vom Partnertier.

Die Wunde schaute gut aus. Und die Kopfschiefhaltung, die beim Aufwachen am vorherigen Tag vorhanden war, war deutlich besser.

Schoko wog  nach OP 800 gram.

Tumormasse 90 gram

Ein paar Tage später wurde Schoko noch einmal vorstellig. Schoko frisst selbständig und sitzt wieder mit dem Partnertier. Das Partnertier lässt Schokos Nähte in Ruhe.

Die Wunde sieht weiterhin trocken aus. Der Kopf ist wieder gerade gerichtet. Die Ohren sind aufgrund der Wunde etwas schief. Aber sonst ist Schoko putzmunter und scheint sich wohl zu fühlen.

Tumoren beim Meerschweinchen:

Atherome / Talgdrüsenadenome:  (gutartig)

Diese entstehen meistens durch Verlegung von Drüsenausgängen. Es kommt zu Ansammlung  von Haarfragmenten, Keratin und Talgdrüsensekreten. Sie treten meist im Bereich des kaudalen Organs, am Rücken oder im Flankenbereich, auf. Können aber auch an anderen Körperstellen vorkommen.

Sie sind verschieblich, gut abgrenzbar und befinden sich in der Haut und Unterhaut. Kleinere sind oft sehr hart. Größere werden weicher  da die harte Kapsel gedehnt wird. Die Schwellung kann Hühnerei groß werden. Häufig ulzerieren sie und hinterlassen schlecht heilende Wunden.

Diagnose durch Punktion. Man gewinnt Talg.  Schwarz/ grau und schmierig.

Therapeutisch ist das Atherom in toto chirurgisch zu entfernen. Wundbehandlungen sind nicht zu empfehlen, da immer wieder Talg neu gebildet wird und die Schwellung immer wieder entsteht.

Lipome: (gutartig)

Fettgewebsschwellungen sind beim Meerschwein oft  multiple. Mit zunehmenden Alter treten sie häufiger auf. Diese sind weich elastisch, gut verschiebbar und gut abgrenzbar.

Diagnose: durch Punktion  und zytologische Untersuchung.

Eine chirurgische Entfernung ist in der Regel nicht erforderlich, es sei denn, das Tier leidet unter der Schwellung bedingte Bewegungseinschränkung.

Fibrosarkome:  (bösartig)

Treten eher selten auf und sind durch ihre höckerige Oberfläche gekennzeichnet.

Sind Tumoren des mesenchymalen Gewebes. Virusbedingter Ursprung des Tumors, wie bei Katze und Kaninchen. Bei Meerschweinchen bisher noch nicht nachgewiesen. Auch die Applikation von bestimmten Substanzen, die eine Schwellung auslöst, ist beim Meerschweinchen nicht nachgewiesen. Die Diagnose erfolgt durch zytologische und pathologische Untersuchung.

Diese Tumoren können an unterschiedlichen Körperstellen auftreten. Meistens sind sie nicht verschieblich und ulzerierend.

Es ist anzuraten, ein Röntgenbild von der Lunge anzufertigen, um Metastasen auszuschließen. Dann ist eine chirurgische Entfernung Mittel der Wahl. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Tumor großzügig umschnitten wird. Zur Prognoseerhebung sollte der Tumor, hinsichtlich der Einschätzung über die  Gefahr von Rezidiven, einer histopathologischen Untersuchung unterzogen werden, um den Differenzierungs-grad zu beurteilen.

Leukose:  (bösartig)

Ist eine virusbedingte Erkrankung, die zur Schwellung der Lymphknoten führt. Der  Krankheits-verursacher gehört zu den Retroviren, das Guineapig Typ C, Oncornavirus.

Inkubationszeit:  nicht bekannt

Übertragungsweise: nicht geklärt, man kann aber sicher sagen, dass über die Muttermilch und über die Gebärmutter eine Übertragung stattfindet.

Die erkrankten Tiere sind mindestens 2 Jahre alt.

Die Erkrankung verläuft leider schleichend. Die Zeichen der Erkrankung sind oft unspezifisch, mit Fressunlust und Abmagerung. Es kommt zu generalisierten Schwellungen der Lymphknoten, insbesondere der Kopf Lymphknoten. Manchmal  sind die Bindehäute auch geschwollen. Gelegentlich sieht man Thoraxergüsse mit Atembeschwerden.

Die Diagnoseerstellung erfolgt durch eine zytologische Untersuchung. Diese liefert ein typisches Zellbild. Die Milz, Darm, Leber und Nieren Lymphknoten können im Ultraschall dargestellt werden und sind geschwollen.

Bei leukämischem Verlauf gibt es eine massive Leukozytose.

Die Prognose ist in Faust. Bei Verschlechterung des Allgemeinbefindens sollte das Tier erlöst werden.

Schoko ging es nach OP sehr gut. Sie zeigte keine im Wesentlichen auffällige generalisierte Lymphknotenschwellung. Diese war allerdings zu höckerig für ein Lipom und ließ sich in der Tiefe nicht sehr gut abgrenzen. Eine deutliche Höhlenbildung gab es, wie es beim Atherom beschrieben, nicht. Im Röntgen gab es keine Hinweise auf Metastasen in der Lunge. Die Diagnosestellung eines Firbosarkoms ist ohne histopathologische Untersuchung schwierig zu stellen. Diese Untersuchung war vorerst nicht erwünscht.

Wir hoffen, dass es Schoko weiterhin gut geht und dass die Schwellung guten Ursprungs ist. Schoko zeigt jedenfalls einen ausgesprochenen starken Überlebenswillen!

Wir wünschen weiterhin gute Genesung.