Patient des Monats: Kater Joda

Katze Joda, männlich kastriert, geboren 2018

Joda ist auf einem Bauernhof zu Hause. Hier befinden sich mehrere Katzen. Wie es bei  Freigängern immer so ist,  gelangen sie  in einen  Kampf und zieht sich eine Bissverletzung zu.

Leider ist diese Bissverletzung immer schlimmer geworden.

Joda hatte nicht nur das Problem der Bissverletzung, sondern er hatte auch eine akute Niereninsuffizienz.  Als Joda in die Praxis kam, war er so schlecht dran, dass er sich kaum aufrecht halten konnte . Aufgrund seiner akuten Niereninsuffizienz hatten sich Giftstoffe im Körper gesammelt und dies führte  zu einer hochgradigen Stoffwechselentgleisung. Die Nierenfunktion  ist essentiell für die Lebensfähigkeit der Tiere und Menschen!

Joda wurde stationär aufgenommen  zur intensiven  Infusionstherapie.  Nach 3 Tagen wurden die  Nierenwerte gemessen und zum Glück hatten sie sich reguliert.

Eine Kruste an der  Gliedmaße vorne rechts hatte sich gebildet, wo er gebissen wurde. Wir waren in Hoffnung, dass unter  Medikation  die Verletzung abkrusten und Ruhe geben würde.  Zwischendurch wurde Joda wieder nach Hause entlassen.

Nach einigen  Tagen hörte man wieder von seinem Besitzer.  Unter den Krusten hatte  sich Eiter gebildet. Joda hatte Fieber entwickelt und es ging ihm wieder schlecht.

Hier im Bild – rechte Vorderhand vor OP:

Die Wunden sahen nicht gut aus und mussten sofort versorgt werden!

Leider war an der rechten Gliedmaße nicht die einzige Wunde. Joda hatte an der linken Schulter aus irgendeinem Grund eine großflächige nekrotsierende Hautstelle entwickelt. Die ganze Haut war an dieser Partie nicht mehr durchblutet. Wenn man es so gelassen hätte, wäre es zu einer Abstoßungsreaktion gekommen.

Nun mussten die rechte und die linke Seite operativ versorgt werden.

Rechte Vorderhand

Die Krusten haben wir entfernt. Unter der Kruste befanden sich eitrige  Gewebe- und Muskelpartien. Ein Tupfer zur bakteriellen Untersuchung (BU) wurde eingeleitet. Die Haut konnte nicht mehr zusammengezogen werden, daher würde die Wundheilung  sehr, sehr lange dauern.

Der bakterielle Tupfer ergab, dass Joda sich einen multiresitenten Keim eingefangen hatte.  Keine gute Voraussetzungen für die Wundheilung .

Zu den oberen Bildern: Nach Krustenentfernung; Eiter durchsetztes Gewebe. Teilweise mussten Anteile von Muskelbäuchen entfernt werden, damit die Eiterschicht entfernt werden konnte.

Tapferer Joda

Joda wurde anfangs immer leicht sediert zum Verbandswechsel, da das Bein sehr schmerzhaft war. Durch die  BU hat man feststellen können, welches Antibiotikum gegen die widerstandsfähigen Keime wirken würde. Wir haben ihn mit einer 2 -fachen Antibiose versorgt. Er bekam mehrfach am Tag morphinartige Schmerzmittel. Später konnte man die Schmerzmittel gut auf  1 x täglich und ein nichtsteroidales Antiphlogistikum reduzieren. Glücklicherweise haben die Nieren diese Medikation vertragen und blieben stabil.

Joda blieb wochenlang stationär bei uns in der Praxis.  Sein Verband wurde täglich gewechselt. Das Bein heilte sekundär zu. Sein Immunsystem hat den schlimmen Keimen Widerstand geleistet und er hatte eine ausgesprochen gute Heilungstendenz. Noch wichtiger:  Joda ließ sich helfen.  Er hat  uns vertraut  und ließ zu, dass wir seinen Verband täglich frisch machen konnten, später auch  ohne Beruhigung.

Die granulierende Stelle am Fuß wurde immer kleiner und bald konnte Joda wieder nach Hause.

Er musste noch eine Zeitlang zu Hause mit Halskragen und  Verband aushalten. Die Patientenbesitzer haben dies super gemacht. Heute springt Joda wieder  zu Hause auf dem Bauernhof umeinander.

Joda ist ein Beispiel dafür, dass Bissverletzungen richtig gefährlich werden können für unsere kleinen Patienten. Hätte Joda keine Versorgung bekommen, wäre er wohlmöglich  gestorben. Zum einen durch seine akute Niereninsuffizienz, dann noch die  Bissverletzung, die eskalierte.

Bissverletzungen sollten daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sie sollten immer behandelt werden. Außerdem können Erkrankungen wie Leukose, Katzen Aids (FIV), Mykoplasmeninfektionen  und, wie bei unserem Joda, auch multiresistente Keime (Keime, die schlecht auf Standardantibiotikum ansprechen) übertragen werden.